
Lied von der triumphierenden Liebe
In seinen letzten Lebensjahre schrieb Iwan Turgenieff einige Erzählungen, in denen rätselhafte, übersinnliche Ereignisse geschehen. Zu diesen Werken gehört "Das Lied von der triumphierenden Liebe". Darin wird von zwei Freunden in Ferrara erzählt, die in das selbe Mädchen verliebt sind. Das Mädchen entscheidet sich für den hellen, blauäugigen jungen Mann. Der dunkle, schöne Freund verlässt daraufhin die Heimat. Nach zehn Jahren kehrt er zurück. Er ist in Indien gewesen und hat dort offenbar Umgang mit Zauberern gehabt. Er bringt exotische, kostbare Dinge mit, unter anderem eine sonderbare Violine, auf der er eine betörende Melodie spielt. Mit ihr verzaubert er die Frau des Freundes, dass sie sich nachts mit ihm im Garten trifft. Von Eifersucht überwältigt tötet der Ehemann den Freund. Aber am Ende scheint es den Zauberkünsten des indischen Dieners zu gelingen, den Toten wieder zum Leben zu erwecken? Oder war der Geige spielende Liebhaber gar nicht tot? Solche Fragen bleiben in der Schwebe.
In den üblichen Sammlungen von Erzählungen Turgenieffs ist dieses "Lied von der triumphierenden Liebe " nicht enthalten. So ist es nur wenig bekannt. Selbst die Geiger, die sich intensiv mit ihren Stücken befassen und von allem wissen, was mit der Entstehung der Werke ihres Repertoires zusammenhängt, kennen die Erzählung selbst nicht.
Dabei ist eines der berühmten Stücke der Musikliteratur von dieser Erzählung angeregt worden. Ernest Chausson hat diesem "Lied von der triumphierenden Liebe" seine Töne gegeben. Das Werk heißt: "Poème" oder auch "Poème de l'amour triomphant" und wurde Chaussons berühmtestes und meistgespieltes Werk.
Iwan Turgenieff, der nicht nur ein Musikfreund, sondern auch ein Musikkenner war, hat fast sein ganzes Leben im Hause der berühmten und geliebten Sängerin Pauline Viardot-Garcia und ihres Mannes verbracht. So wurde er Zeuge der Liebe des jungen Gabriel Fauré zu Marianne Viardot, der ältesten Tochter der Familie. Nach fünf Jahren des Glücks kam es zu einer Verlobung , die allerdings auf Bitte des Mädchens nach wenigen Wochen wieder gelöst wurde. Marianne Viardot sagte dazu, sie fürchte sich vor Fauré.
Die Lösung dieser Verlobung, die Turgenieff in einem Brief an Flaubert tief bedauert - Fauré war ihm sehr sympathisch, und er brachte Marianne seine besondere Zuneigung entgegen, da diese immer mehr der einst geliebten Mutter ähnelte - traf Fauré sehr tief. Er schrieb drei seiner leidenschaftlichsten und besten Werke: die 1. Violinsonate, das 1. Klavierquartett und die Ballade für Klavier.
Laurent Albrecht Breuninger erhielt 1997 den 2. Preis beim Brüsseler Königin-Elisabeth-Wettbewerb - ein Erfolg, der noch keinem deutschen Geiger gelungen ist. Vorausgegangen waren Preise bei Wettbewerben u.a. 1992 in Prag und Wien sowie 1995 in Berlin und Montréal. Begegnungen mit Max Rostal und Vladimir Spivakov führten zu der Entscheidung, Geiger zu werden. Nach Studien bei Thomas Füri und Josef Rissin eroberte er die Konzertpodien. Sein mitreißendes Geigenspiel ist auf mehreren CDs (cpo, Mediaphon (Edition Antes), Assai) dokumentiert.
Thomas Duis studierte bei Kurt Gerecke, Fanny Waterman und Karl-Heinz Kämmerling. Er gewann 1986 den renommierten Artur Rubinstein Wettbewerb in Tel Aviv, zwei Jahre später war er Preisträger des Internationalen Wettbewerbs der ARD in München. Thomas Duis konzertiert seit 1970 regelmäßig in Deutschland sowie in fast allen Ländern Europas und in den USA. Er tritt bei bedeutenden Festspielen auf und spielt mit so berühmten Orchestern wie dem Israel Philharmonic, dem RSO Frankfurt, dem Sydney Symphony Orchestra sowie den Sinfonieorchestern des Bayrischen und Norddeutschen Rundfunks. Er macht Radio- und Fernsehproduktionen im In- und Ausland sowie CD-Einspielungen für EMI/Electrola, KLAVINS, Capriccio und Dabringhaus & Grimm.
Programm
Anmoderation
Gabriel Fauré als Verlobter von Marianne Viardot und Iwan Turgenieff als väterlicher Freund des Komponisten im Hause Viardot in Bougival bei Paris
Gabriel Fauré
Sonate A-Dur op. 13 für Violine und Klavier
komponiert nach der Auflösung der Verlobung durch Marianne Viardot
uraufgeführt am 27. Januar 1877 in Paris
Iwan Turgenieff
"Das Lied von der triumphierenden Liebe" - Gustave Flaubert gewidmet
Ernest Chausson
Poème de l'amour triomphant op. 25 für Violine und Klavier
nach Turgenieffs "Lied von der triumphierenden Liebe"
Idee und Textzusammenstellung: Rolf Sudbrack